Systemisches Coaching

Systemisches Denken, zirkuläre Fragen und die Wunderfrage

 

Das Systemische Coaching hat seinen Ursprung in der Systemischen Beratung bzw. der Systemischen Familientherapie (Systemtheorie oder auch Systemisches Denken). In der Systemischen Beratung wird der Mensch als komplexes System verstanden, das mit anderen Systemen (z. B. anderen Menschen) weitere übergeordnete Systeme bildet.

Was ist ein System? Ein lebendiges System setzt sich aus einer Anzahl von Elementen zusammen, die miteinander in ständiger Wechselbeziehung stehen. Jede Veränderung an einem Element erzeugt eine Veränderung bei allen übrigen Elementen. Systeme werden oftmals unbewusst gesteuert und streben einen Gleichgewichtszustand an.

Der Mensch ist nicht allein als Individuum präsent, sondern er lebt in einem System und ist Teil eines Systems. So kann das Individuum als ein System verstanden werden; die Familie als Summe aller seiner Mitglieder. Das Unternehmen mit allen seinen Mitarbeitern bildet ein übergeordnetes System. Es kann der einzelne Mensch in seiner Umwelt oder auch ein Unternehmen in seiner (nicht nur geschäftlichen) Umwelt als System betrachtet werden.

 

Im Systemischen Coaching wird das System näher betrachtet. Systemische Ansätze finden Sie in vielen Bereichen unserer Ausbildungen und Seminare. Diese sind besonders dann wertvoll, wenn ein Seminarteilnehmer (oder ein Coachee) neue Lösungen erarbeitet hat und dann überprüft, ob diese auch mit seiner Umwelt (Unternehmen, Arbeitsplatz, Familie usw.) vereinbar sind.

Auch die weiterführenden Fragetechniken, die speziell in der Systemischen Beratung und Therapie entstanden sind, fließen in vielen Bereichen in Seminare, Coachings und Trainings mit ein. Oftmals eröffnen sie andere Blickrichtungen. Systemische Ansätze und Fragetechniken erlernen Sie in unserer Coaching Ausbildung.

 

Fragen im Systemischen Coaching

Das systemische Denken stellt vier zentrale Fragen:

  • Wie erzeugen Menschen in sozialen Systemen gemeinsam eine Wirklichkeit?
  • Welche Prämissen liegen ihrem Denken und Erleben zugrunde?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, diese Prämissen zu hinterfragen?
  • Wie können diese Prämissen verändert werden?

Zwei wichtige bekannte Fragetechniken sind aus der systemischen Beratung/Therapie entstanden. Das zirkuläre Fragen und die Wunderfrage:

Zirkuläre Fragen

Das zirkuläre Fragen bringt die Sichtweisen anderer Personen hinein, obwohl sie nicht anwesend sind. Zum Beispiel:

»Wie würde Ihre Kollegin Ihre Situation bzw. Ihr Problem beschreiben?«

»Was denken Sie, was Ihr Chef tun muss, um Ihre Kollegin zur Mitarbeit zu motivieren?«

Das zirkuläre Fragen hilft, sich in den anderen hineinzuversetzen und aus deren Position eine Antwort zu entwickeln.

Die berühmte Wunderfrage

Zuerst die Einleitung:

Nehmen wir an, diese Nacht – während Sie schlafen – passiert ein Wunder:

Die Probleme, die Sie geschildert haben, sind weg, einfach so!

Dann die Wunderfrage:

Wenn Sie aufgewacht sind – woran erkennen Sie, dass das Wunder passiert ist?

Die Wunderfrage erzeugt zwei Effekte:

Sie ist so unverbindlich, dass man Veränderungen phantasieren kann, ohne sich sogleich für deren Realisation verantwortlich zu fühlen, und sie regt zur Lösung an.

 

Systemische Beratung

Die Systemische Beratung geht auf die Systemische Familientherapie zurück. In den 1950er Jahren verließen erste Pioniere in der Psychologie das gewohnte Feld der Einzel- und Gruppentherapie und arbeiteten verstärkt mit ganzen Familien. Immer stärker wurde die Familie als System erkannt, in dem es unsichtbare Gesetze gibt. Die Familie wurde als Ganzes behandelt – nicht allein das Individuum.

Einen klassischen Begründer der Familientherapie gibt es nicht. Viele Personen wie Kurt Lewin mit seiner Feldtheorie oder Jacob Moreno, der Begründer des Psychodramas, der den Menschen und sein soziales Netz schon als unauflösbare Einheit betrachtete, und andere Personen bereiteten den Weg zur systemischen Sichtweise. Es entwickelten sich verschiedene Schulen mit unterschiedlichen Ansätzen, z. B. die Mailänder Schule, die Heidelberger Schule und auch viele verschiedene Schulen in Amerika.

 

Aufstellung im Systemischen Coaching

Obwohl es sehr verschiedene Ansätze in der Systemischen Beratung und Therapie gibt, stimmen sie jedoch in folgenden drei Punkten miteinander überein:

  • Die Probleme Einzelner müssen im Wirkungszusammenhang des Systems betrachtet werden.
  • Jedes Verhalten, sei es auch noch so verrückt, ist in seinem Systemkontext sinnvoll.
  • Der Blick des Coachs richtet sich nicht mehr auf das Problem, sondern auf die Lösung.

 

Familienaufstellung

In Deutschland ist die Systemische Familientherapie u. a. auch durch die Familienaufstellung von Bert Hellinger bekannt geworden. In der Familienaufstellung wird die Familie bzw. das System Familie mittels Stellvertreter (in der Regel von fremden Personen repräsentiert) auf einer »Bühne« aufgestellt. Dabei werden die Gefühle und Verhaltensweisen der einzelnen Mitglieder herausgearbeitet und sichtbar gemacht. Dem Klienten werden dadurch Zusammenhänge in seiner Familie bewusst. Oftmals setzt dies auch wieder neue Handlungsspielräume frei.

 

Organisationsaufstellung

Das systemische Denken wurde auch auf andere Systeme übertragen, z. B. auf Unternehmen. Dieses ist unter dem Namen »Organisationsaufstellung« bekannt geworden. Das »System Unternehmen« bzw. die Organisation ist sehr komplex und hat ein nur schwer durchschaubares Beziehungssystem. Mit der Aufstellung wird in kurzer Zeit ein Ist-Zustand abgebildet.

Anhand von Stellvertretern (Personen) werden Organisationsteile wie zum Beispiel die Produktion, der Vertrieb, die Geschäftsleitung, der Kunde oder auch die Auslandstochter aufgestellt. Die Stellvertreter werden vom Organisationsaufsteller (Leiter) befragt. Auch hier spielt die richtige Fragetechnik eine große Rolle. Wichtige Informationen und verschiedene Sichtweisen fließen zusammen. Wirkmechanismen werden deutlich. Konkrete Handlungsschritte können hinterfragt und abgeleitet werden.

Erlernen Sie zahlreiche systemische Methoden in unserer Coaching Ausbildung.

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